»Der Rabbi von Bacherach - Heinrich Heines jüdische Wunde«
Soirée mit Vortrag, Lesung, Musik und Gespräch
Am 7. November 2024 um 19.00 Uhr
Location
zlb, Berlin-Saal
Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Breite Str. 36, 10178 Berlin
Eintritt frei
In der kommenden Soirée widmet sich Dr. Elvira Grözinger Heinrich Heine (1797-1856), der kein Unbekannter ist. Als Dichter gehört er zum Pantheon der deutschen Literatur. Sein Gedicht »Loreley« in verschiedenen Vertonungen wurde zum Inbegriff des deutschen Volkslieds, welches nicht mal die Nationalsozialisten zum Verstummen bringen konnten, seinen jüdischen Autor jedoch zum Anonymus degradierten.
Aber Heine war nicht nur ein Dichter, er wurde Essayist und Journalist und gilt als der Schöpfer des modernen Feuilletons. Das waren seine Stärken, episches Erzähltalent fehlte ihm jedoch. So ist auch die nicht sehr bekannte Erzählung »Der Rabbi von Bacherach« nur ein Fragment geblieben, allerdings eines, das biographisch wie kulturgeschichtlich eine wichtige Rolle in Heines Werk spielt.
Heines Berlinaufenthalt als Jura-Student von April 1821 bis Mai 1823 und seine Besuche in der Stadt und in Potsdam 1824 sowie 1829 waren sehr wichtige Stationen in seinem Leben. Heine wurde 1822 Mitglied im Berliner »Verein für Cultur und Wissenschaft des Judentums«, welcher 1819 von Leopold Zunz gegründet wurde, der auch an der »ersten jüdischen Universität in Berlin«, der Veitel Heine Ephraimschen Lehranstalt, lehrte. Im Verein hörte Heine Vorlesungen und las viel über jüdische Geschichte. Nach den antijüdischen »Hep-Hep«-Unruhen des Jahres 1819 an 70 Orten des Deutschen Bundes, die Heine zutiefst schockierten, widmete er sich hier den verhängnisvollen Ritualmordbeschuldigungen, die nicht zuletzt in seinem heimatlichen Rheinland eine blutige Spur hinterließen. Dem Fragment liegt die Legende des Werner aus Oberwesel zugrunde, dessen ungeklärter Tod den Juden angelastet wurde und zu einer Pogromwelle gegen sie geführt hat. Heine unterbrach die Arbeit daran für viele Jahre, zumal er sich 1825 protestantisch taufen ließ, und nahm sie erst wieder 1840 auf, als die sogenannte Damaskus-Affäre, eine neue Version eines angeblich von Juden begangenen Ritualmordes zum Ausbruch des Judenhassen im gesamten Orient führte. Eine der Hauptrollen spielte in diesem Drama der französische Konsul in Damaskus, worüber Heine, der seit 1831 im Pariser Exil lebte, in seinen Reportagen aus Frankreich unter dem Titel »Lutezia« breit berichtete.
Der Vortrag findet in Kooperation mit der Sektion Berlin-Brandenburg der Heinrich-Heine-Gesellschaft e.V. und in Anwesenheit der Vorsitzenden Frau Dr. Sabine Bierwirth statt.
Im Anschluss an den Vortrag laden wir unsere Gäste wieder ein zu Gesprächen bei Wein, Wasser und Brezeln.
Vortrag und Lesungen: Dr. Elvira Grözinger (Berlin)
Musik: Flora Jörns, Klavier und Thoma Jaron-Wutz, Tenor
Der Vortrag ist Teil des Rahmenthemas der Ephraim Veitel Soiréen 2024, das dem intellektuellen Kreis um die Gründer-Familie Ephraim und der nachfolgenden Generationen gewidmet ist.
(Abb. Vorschaubild: Ritualmordrelief von 1727, Michelskapelle Oberwesel, Foto: Werner Dupuis, Aschkenas 2020 Bd. 30,1)
Die Veranstaltung wird gefördert von der Stiftung Preußische Seehandlung.
»Felix Eberty: Ephraim-Urenkel - Einstein-Inspirator«
9. Soirée mit Vortrag, Lesung, Musik und Gespräch
Am Dienstag, 14. November 2023 um 19.00 Uhr
Location
zlb, Berlin-Saal
Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Breite Str. 36, 10178 Berlin
Eintritt frei
In der 9. Soirée der Ephraim Veitel Stiftung hat Prof. Dr. Karl Clausberg (Hamburg) Felix Eberty, ein weiteres Familienmitglied der Ephraims, vorgestellt.
Felix Eberty war ein Multitalent und Wanderer zwischen Kulturen. Seine Schrift »Die
Gestirne und die Weltgeschichte« hat in diversen wissenschaftlich-fiktionalen Bereichen
prägende Spuren hinterlassen. Sie beeindruckte Einstein, regte die theoretische Biologie
Karl Ernst von Baers und Uexkülls an und brachte auch Benjamins »Engel der Geschichte«
auf den Weg.
Der Vortrag wurde wie gewohnt musikalisch umrahmt.
Vortrag: Prof. Dr. Karl Clausberg, Hamburg
Musik: Matt Rubenstein, Klavier
Lesungen: Claus-Dieter Fröhlich
Fotos: Matthias Reichelt
Eine Kooperation der Ephraim Veitel Stiftung mit der Stiftung Stadtmuseum, Berlin
Gefördert durch die Lotto Stiftung Berlin
Theodor Fontane und die protestantischen Juden
Soirée mit Vortrag, Lesung, Musik und Gespräch
Am 1. Oktober 2019 um 19.30 Uhr
Märkisches Museum Berlin, Hoffmannsaal
Am Köllnischen Park 5, 10179 Berlin
Eintritt frei
Theodor Fontane (1819-1898), dessen Geburtstag sich im Dezember 2019 zum 200. Mal jährte, lernte bei seinen Aufenthalten im Riesengebirge die Familie Friedlaender kennen sowie die Familie Eberty, Nachkommen des Berliner Hofjuweliers und Bankiers Veitel Heine Ephraim. Sie hatten in der Hoffnung auf Erfolg und unter dem Anpassungsdruck des preußischen Staates ihren Namen und ihr Judentum abgelegt. Theodor Fontanes Haltung ihnen gegenüber schwankte zwischen Neugier, Sympathie und Skepsis. Vermutlich haben manche Gestalten in Fontanes Romanen ihre Vorbilder in diesem Milieu. Professor Dr. Hans Dieter Zimmermann, Autor der neuesten Fontane-Biographie, lies mit Geschichten und Lesungen eine kaum bekannte Seite Fontanes lebendig werden. Begleitend dazu spielte Evgeny Beleninov Stücke von Felix Mendelssohn und Niccolò Paganini auf der klassischen Gitarre.
Vortrag
Hans-Dieter Zimmermann
Theodor Fontane und die protestantischen Juden
Theodor Fontane besprach in einer umfangreichen Rezension, die in zwei Teilen in der »Vossischen Zeitung« am 17. und 24. November 1878 abgedruckt wurde, die »Jugenderinnerungen eines alten Berliners« von Felix Eberty. Eberty ist ein direkter Nachkomme von Veitel Heine Ephraim (1703 – 1775), dem Juwelier und Bankier, der Friedrich II. half, die Kriege zu finanzieren, und der vom König, sobald die Kriege vorüber waren, fallen gelassen wurde. Einer von vier Söhnen war Joseph Veitel Ephraim (1730 – 1786), ebenfalls Hofjuwelier. Dieser wiederum zwei Söhne Veitel Joseph und Heimann Joseph (1784 – 1856). Heimann Joseph nannte sich seit 17. September 1810 Hermann Eberty. Die Trennung vom Judentum fiel ihm schwerer als die von seinem jüdischen Namen: erst 1840 ließ er sich taufen. Sein Sohn, also der Urenkel des Veitel Heine Ephraim, ist jener Felix Eberty (1812 – 1884), dessen Erinnerungen Theodor Fontane besprach.
Fotos: Matthias Reichelt
Eine Kooperation der Ephraim Veitel Stiftung mit der Stiftung Stadtmuseum Berlin und der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum
Gefördert durch die LOTTO-Stiftung Berlin