Der preußisch-jüdische Hofjuwelier Ephraim Veitel Ephraim wurde am 8. Oktober 1729 als zweites Kind von Veitel Heine Ephraim (1703-1775) und Elke Fraenkel (1703-1769?) in Berlin geboren. Der Vater war einer der Friedrich den Großen (1712-1786) als Hoffaktoren, Münzpächter, Bankiers und Industrielle dienenden sogenannten Hofjuden. Ephraim Veitel und seine drei Brüder Joseph, Zacharias und Benjamin erhielten neben ihrer traditionellen jüdischen Erziehung auch eine moderne weltliche Bildung. Wie sein Vater – dessen Geschäfte er nach dessen Tod zusammen mit seinen Brüdern übernahm – war auch Ephraim Veitel ein herausragender Vertreter der jüdischen Hoffaktoren, die als Hofjuweliere, Münzunternehmer und Bankiers am preußischen Hof in Berlin in großem Maßstab für die Finanzierung des Staates unter Friedrich dem Großen und seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) verantwortlich waren. Prinz Friedrich Wilhelm II verlieh Ephraim Veitel im Jahre 1782 den offiziellen Titel »Wirklicher Hof-, Krieges- und Cammer-Agent« und nach seinem Regierungsantritt »Hofjuvelier und Hofagent«.
Die Familie betrieb außerdem eine Gold- und Silbermanufaktur sowie ausgedehnte Seidenfabrikation und –handel und besaß mehrere Häuser und große Gärten, zu denen auch das 1762 bis 1769 erbaute Ephraim Palais am Rande des Nikolaiviertels in Berlin-Mitte zählte. Das prächtige und imposante Rokoko-Palais diente der Familie bis 1823 als Wohn- und Geschäftshaus. 1935 wurde das Haus im Zuge einer Erweiterung des Mühlendamms abgerissen und 1985-1987 anlässlich der 750-Jahr-Feiern Berlins und im Zuge der Rekonstruktion des gesamten Nikolaiviertels von der DDR unter Verwendung originaler Fassadenteile wiedererrichtet.
Heute wird das Palais für thematische Ausstellungen genutzt und gehört zum Verbund der Stiftung Stadtmuseum. Die Ephraim Veitel Stiftung ist hier ebenfalls seit 2018 mit einem Büro ansässig.
Gemäß der jüdischen Tradition widmete die Familie Ephraim ihren Reichtum in großem Umfang der öffentlichen Wohltätigkeit im Bereich der Armen- und Krankenfürsorge und vor allem im Bildungs- und Erziehungswesen. So stiftete der Vater, Veitel Heine Ephraim, ein öffentliches Lehrhaus, die spätere Veitel Heine Ephraimsche Lehranstalt, die ab 1856 zur ersten jüdischen »Universität« in Deutschland umgestaltet wurde. Darüber hinaus stiftete der Vater eine Schule für die in seinen Fabriken arbeitenden Waisenkinder.
Sein Sohn, der Stifter Ephraim Veitel, setzte sich zu Lebzeiten unter anderem bei Hofe mit einer Denkschrift für die Verbesserung der rechtlichen und wirtschaftlichen Lage der Juden ein. Vermutlich 1785 reichte er sein Memorandum »Über die Lage der Juden in Preußen« bei Hofe ein, in dem er seine Ideen über die Judenemanzipation darlegte und gegen das von Friedrich dem Großen erlassene, die Juden beschränkende und finanziell belastende, »Generalreglement« argumentierte.
In seinem Testament von 1799 bestimmte Ephraim Veitel »33.333 Reichsthaler und 8 Groschen Preuß. Courant* für eine wohltätige Stiftung«. Die heute noch bestehende und nach ihm benannte Ephraim Veitel Stiftung trat 1803 nach seinem Tode in Kraft. Die Stiftung stand zu Beginn ganz in der Familientradition und hat wesentlich das Lehrpersonal und die Bibliothek der Veitel Heine Ephraimschen Lehranstalt finanziert sowie Beträge an Ärzte des Jüdischen Krankenhauses ausgezahlt.
* Eine Kurantmünze (ältere Schreibweise Courantmün(t)ze, von frz. courant „laufend“) ist eine „vollwertige, umlaufende, gangbare, kursierende“ Münze, deren Nominalwert durch das Metall, aus dem sie besteht, (nahezu) vollständig gedeckt ist.